1933 – 1938

Der Ständestaat

Die Abschaltung vom CV und die Gründung des dritten ÖCV
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann auch die schrittweise Gleichschaltung des CVs im Deutschen Reich. Noch im Februar 1932 hatte der CV die Mitgliedschaft in der NSDAP mit jener im CV unvereinbar erklärt. Dieser Beschluß wurde am 3. April 1933 aufgehoben. Manche hatten es sehr eilig, den neuen Herren ihre Ergebenheit zu versichern; so brachte die Rheno – Palatia Breslau am 8. Mai 1933 den Antrag auf Ausschluss des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Engelbert Dollfuß (F-B) und des Bundesministers Carl Vaugoin (Rd EM) aus dem CV. Die österreichischen Verbindungen lehnten diesen Antrag natürlich ab, der Weg zur Abspaltung war vorgezeichnet. Am 27. Mai kam es zu Ausschreitungen nationalsozialistischer Studenten aus den Reihen der Schlagenden in der Aula der Universität Wien gegen die CVer beim 50. Stiftungsfest der Norica. Die Polizei stellte die Ordnung wieder her. Am 29. Juni wählten die CV – Verbindung des Kreises V (Österreich) die KaV Norica zur vorsitzenden Verbindung. Am 5. Juli 1933 führte der CV in Deutschland das „Führerprinzip“ auf allen Ebenen des Verbandes ein. Die erste Amtshandlung des neuen CV – Führers Konrad Welte (Aenania München) war der Ausschluss aller Mitglieder der österreichischen Bundesregierung aus dem CV. Die KaV Norica als vorsitzende Verbindung des Kreises V reagierte darauf am 10. Juli 1933 mit einem Brief an den Vorort Aenania München, in der die Abschaltung der österreichischen Verbindungen vom CV verkündet wurde. Der Dritte ÖCV konstituierte sich auf der 1. ÖCV – Versammlung am 8. bis 9. Dezember 1933 in Wien. Er umfasste 1933 26 Verbindungen mit 1561 Aktiven und 3165 AHAH. Nordgau verlangte ihn der Folge auf einem ao. CC im Herbst 1933 von jedem seiner Bbr.Bbr. die ausdrückliche Erklärung, nationalsozialistisches Gedankengut abzulehnen und nicht der NDSAP anzugehören. Einige Bbr.Bbr. erklärten daraufhin ihren Austritt; in ihrer Gesamtheit mussten die im Deutschen Reich beheimateten Bbr.Bbr. ihren Austritt erklären. Wie auch die meisten anderen ÖCV – Verbindungen verlieh Nordgau dem Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß sein Ehrenband. Der CV im Deutschen Reich ging den Weg der allmählichen Selbstaufgabe. Am 8. Oktober beschloss man das Bekenntnis zur nationalsozialistischen Weltanschauung. Am 31. Jänner 1934 wurde das Katholizitätsprinzip aufgehoben und am 27. Oktober 1935 folgte schließlich die Selbstauflösung.

ÖCV und Nordgau im Ständestaat
Mit der Abschaltung vom CV war auch das klare Bekenntnis zur neuen Regierung unter Bundeskanzler Dollfuß und ihrem „sozialen, christlichen deutschen Staat Österreich auf ständischer Grundlage unter starker, autoritärer Führung“ (Rede Dollfuß´ auf dem Trabrennplatz am 11. September 1933) verbunden. ÖCVer bildeten auch die Stütze der am 20. Mai gegründeten Vaterländischen Front und waren in den neuen Gremien des Ständestaats stark vertreten. Natürlich gab es aber auch Widerstand aus den Kreisen der Christlichsozialen Partei; unter jenen, die im neuen Regime kaltgestellt wurden, war der letzte Obmann der Partei, Emmerich Czermak. Auf der Ebene der Hochschulen wurde die vom NSDStB unterwanderte DSt aufgelöst und durch eine System von „Sachwaltern“ auf Universitäts – und Bundesebene ersetzt. Die Sachwalterschaft der Hochschülerschaft Österreichs hatte ab 1935 der Nordgauer Heinrich Drimmel inne. In den Wehrverbänden waren weiterhin zahlreiche ÖCVer zu finden. An den Kämpfen im Februar 1934 gegen den Aufstand von Teilen des Schutzbundes nahmen 37 % der Aktivitas des ÖCV teil (513 von 1372 Aktiven). Auch im Kampf gegen die illegalen Nationalsozialisten bei ihrem Putschversuch nach der Ermordung des Bundeskanzlers Dr. Engelbert Dollfuß am 25. Juli 1934 standen die jungen Cartellbrüder ihren Mann. Ein MKVer, Herbert Frischmuth (Tuistionia Mödling), starb bei den Kämpfen am Pyhrnpaß. Die Totenwache an der Bahre des ermordeten Bundeskanzlers hielten abwechselnd 2 Chargierte des WCV rund um die Uhr, an 27. Juli versammelten sich sämtliche Cartellbrüder in Wien vor ihrem für Österreich gefallenen Bundesbruder. Der Trauerkommers fand am 7. November 1934, dem Tag des Heiligen Engelbert, statt.

Nordgau in den Jahren 1934 – 1938
Nordgau intensivierte die Kontakte zu seiner Tocherverbindung in Prag (die Verbindungen in der Tschechoslowakei hatten sich ebenfalls vom CV getrennt) durch die Bestellung eines Nordgau Prag – Referenten. Die Freundschaftsbänder tauchte man 1935 bei einem Ferialfest in Freiwaldau. Für Nordgau bedeutsam waren die 1936 bis 1937, als die Verbindung den Vorort des ÖCV stellte. Das Amt des Vorortspräsidenten (VOP) übernahm med. Bruno Simlinger. Am 6. 12. 1936 feierte man in der Hofburg einen Kommers anlässlich der 80. Wiederkehr der Gründung des CV. In seiner Rede kritisierte der VOP die Bestrebungen der VF, sich den ÖCV im Rahmen einer „Vaterländischen Hochschülerschaft“ einzugliedern, und verteidigte die Unabhängigkeit des Verbandes. Bundeskanzler Schuschnigg übte daraufhin Kritik an Simlinger; dieser stellte sein Amt zur Verfügung, neuer VOP wurde Heinrich Drimmel. Als glanzvolles Ereignis blieb allen Teilnehmen der Nordgauball im Hotel Metropol am 15. Jänner 1938 in Erinnerung. Keiner der anwesenden Bbr.Bbr. ahnte, dass das Metropol wenige Monate später Sitz der Gestapo werden sollte.

weiter mit 1938 bis 1945 Der Ständestaat